Mainz (ots) - Von einem Papst wird Übermenschliches verlangt. Dem muss er sich stellen, denn seine eigene Kirche hat es in Erz gegossen: Der Papst ist unfehlbar. Nun hat Franziskus aber nicht nur einen schweren Fehler begangen. Viel mehr: Er hat schwere Schuld auf sich geladen. Er hat gesündigt. Abtreibung mit dem Anheuern eines Auftragsmörders zu vergleichen, ist ungeheuerlich, eine Demütigung all derer, die sich nach schwersten Gewissenskonflikten für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Die Saat für eine solche verbale Zumutung wurde früh gelegt: mit der These, Abtreibung sei "Mord". Jeder Mensch kann traurig oder zornig darüber sein, dass Abtreibungen vorgenommen werden, dass menschliches Leben damit zerstört wird. Unbenommen ist es auch jedem Gläubigen, Abtreibung als Sünde zu sehen. Und zur Wahrheit gehört sicher auch, dass Schwangerschaftsabbrüche nicht immer nach angemessener Gewissensprüfung erfolgen; jedoch entschuldigt es selbst diese Tatsache noch lange nicht, Abtreibung mit Mord in Verbindung zu bringen, gar noch mit Auftragsmord, also der Tötung aus niedrigsten Beweggründen. Papst Franziskus galt und gilt wohl noch immer als Hoffnungsträger, vor allem wegen seiner augenscheinlichen äußeren Bescheidenheit und Demut. Umso schmerzlicher muss da auch für ihn die Tatsache sein, dass sich Priester in aller Welt des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, der nicht zuletzt eine Form des Machtmissbrauchs ist. Wenn Abtreibung Auftragsmord ist, was ist dann sexueller Missbrauch? Und: Macht eine solche Frage den Papst so zornig oder nervös, dass er seine Worte nicht mehr kontrolliert?
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