Berlin (ots) - Ticketriese will Maut-Dienstleistungen künftig auch im Ausland anbieten / Auftrag in Deutschland: Industriepartner gegen EuGH-Urteil "abgesichert" / Abstimmungen mit Bund über Name des künftigen Mautsystems laufen
Berlin, 19. Dezember 2018 - Nach dem Zuschlag für die Erhebung der neuen Pkw-Maut in Deutschland will Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg Maut-Dienstleistungen zu einem neuen Geschäftsfeld des Ticketriesen ausbauen und möglichst auch international expandieren. "Wenn wir hier in Deutschland ein erfolgreiches Projekt auf die Beine stellen, wird es möglicherweise auch Nachfragen aus anderen Regionen der Welt geben. Dann gibt es keinen Grund, sich denen zu verschließen", sagte Schulenberg im Interview mit der Online-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins 'Capital'.
Für das Unternehmen sei der Milliardenauftrag des Bundes ein "großer Schritt", sagte Schulenberg. Eventim und sein Joint-Venture-Partner Kapsch TrafficCom seien sich aber sicher, das industrielle Risiko des Projekts zu beherrschen. Mögliche Parallelen zu der Lkw-Maut und dem Toll-Collect-Konsortium, das anfangs mit großen Problemen zu kämpfen hatte, wies der Eventim-Chef zurück. "Die Investitionen in Anlagen sind für uns deutlich geringer. Die Prozesse hinter den Systemen unterscheiden sich deutlich, und unsere Zielgruppe verlangt eine gänzlich andere Ansprache", sagte er. Daher werde man sich von Toll Collect "auch namentlich abgrenzen". Über den Namen des künftigen Maut-Systems für Pkw liefen derzeit Abstimmungen mit dem Bund.
Nach dem Willen von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) soll die Maut auf Autobahnen und Bundesstraßen in dieser Legislaturperiode eingeführt werden. Allerdings will Österreich die umstrittene Abgabe noch mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof zu Fall bringen. Nach Schulenbergs Angaben haben die Industriepartner mit dem Bund eine Vorkehrung für den Fall getroffen, dass die Pkw-Maut doch noch scheitert: "Für diesen Fall haben wir uns vertraglich abgesichert."
Im Auftrag des Bundes sollen Eventim und Kapsch künftig die Maut-Gebühren sowohl für inländische als auch für Nutzer aus dem Ausland abrechnen. Dafür bauen die Unternehmen auch ein Vertriebssystem auf, über das Fahrer aus dem Ausland eine elektronische Vignette kaufen können. Das Ziel sei es, den Vertrieb der Maut-Tickets und alle Serviceprozesse "so weit wie irgend möglich über digitale Kanäle" laufen zu lassen, sagte Schulenberg. Dafür greift Eventim auf bestehende Software aus seinem Ticketing-Geschäft zurück. Zugleich werden auch neue Applikationen entwickelt, die in Zukunft bei möglichen Maut-Aufträgen in anderen Ländern genutzt werden könnten.
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