22.04.2019 – 19:03
(ots)
Manche gehen als Komiker in den Präsidentenpalast hinein und irgendwann als Politiker wieder heraus. Bei anderen ist es umgekehrt. Die gehen als - zumindest angeblicher - Politiker in den Präsidentenpalast hinein und als Komiker, genauer: als Schmierenkomödiant wieder heraus. Für letztere Variante ist Trump ein trauriges Beispiel. Wie das mit Wolodymyr Selenskyj in der Ukraine wird, bleibt abzuwarten. Was schon jetzt atemlos macht, ist sein Ergebnis: Fast drei Viertel der Wähler - bei ordentlicher Beteiligung - zogen Selenskyj vor, und zwar nicht irgendeinem Gegenkandidaten, sondern dem Amtsinhaber. Bedeutet: Zorn und Ekel gegenüber Petro Poroschenko müssen sich gewaltig aufgestaut haben. Offenkundig hielten ihn sehr viele Menschen nicht ohne Grund für einen Paten des alten korrupten Systems. Dieser Mechanismus ist nicht unbekannt. In Italien hatten die Menschen irgendwann die Nase voll von Strukturen, die oft von der Mafia korrumpiert waren; sie konnten Leute wie den unsäglichen Berlusconi mit seinen geölten Geschäften und seinen Sex-Partys nicht mehr ertragen. Das vorläufige Ende vom Lied ist in Italien nun eine Regierung von Rechts- und Linkspopulisten, die versucht, die EU am Nasenring durch die Manege zu ziehen. Suboptimal. So kann's kommen, das ist das Risiko, wenn sich der Wählerwille eruptiv Luft macht. Die Demokratie hat keine andere Chance, als mit solchen Risiken zurecht zu kommen. Umso mehr gilt für Wähler: lernfähig sein. Wenn eine unkonventionelle Entscheidung Früchte trägt: wiederholen. Wenn nicht, dann auf gar keinen Fall "four more years".
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