Mainz (ots) - Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass es nun ausgerechnet ein ehemaliger Kanzlerkandidat der SPD ist, der womöglich auch auf die Sozialdemokratie einredet wie auf ein krankes Pferd, auf dass es doch noch rasch zu einer Regierungsbildung kommt. Der Bundespräsident als Seelendoktor, Beichtvater, Zuchtmeister? Warum nicht - wenn's dem Land dient. Ein nicht unerheblicher Nebenaspekt: Steinmeier könnte damit nachhaltig Fuß fassen in dem Amt, dem er mit Sicherheit gewachsen ist, in dem er bislang aber noch nicht ankam - woran auch immer das liegen mag. Eine exzellente Rede zum Tag der Deutschen Einheit: viel mehr stand bislang noch nicht auf der Haben-Seite des Präsidenten Steinmeier - bis zu diesem Montag. Da ließ die Art und Weise, wie er den Parteien ins Gewissen redete, klar erkennen, wozu dieser Mann im Positiven fähig ist, wenn er in Fahrt kommt. Denkbar, dass er zum Katalysator wird. Vielleicht zeigt er Christian Lindner auf, dass Aversionen gegen die Kanzlerin und waidwundes Beleidigtsein über angebliche schwarz-grüne Kungeleien eines wirklichen Staatsmanns nicht würdig sind. Vielleicht macht Steinmeier allen klar, dass Verhandeln bis zum Umfallen in tiefschwarzer Nacht doch keine so gute Idee war. Für Taxi- und Lkw-Fahrer schreibt das Gesetz Ruhezeiten vor, wieso nicht für Verhandler? Allerdings, was die SPD angeht: Um jetzt doch noch auf Groko einzusteigen, bedürfte es in der SPD mehrerer brachialer Umstürze. Natürlich ohne Schulz. Aber mit dem Risiko, nach der nächsten Groko bei 18 Prozent zu landen. Man kann der SPD wahrhaftig nicht verübeln, das jetzt lieber nicht zu probieren.
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Danielle Schwarz
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