Mainz (ots) - Die SPD, und das ist vielleicht auch ein wenig ihr Schicksal, kennt Zerreißproben. Das war bei den Hartz-IV-Gesetzen der Fall, das war schon 2013 im Vorfeld einer großen Koalition so, und das ist auch jetzt wieder die Ausgangslage. Bei den Genossen geht die Angst um. Das Einzige, was sich mit Blick auf den Bundesparteitag am Sonntag sicher sagen lässt, ist, dass es ein knappes Ergebnis geben wird. Rafft sich die SPD noch einmal auf zu vier weiteren Jahren ungeliebter Partnerschaft mit Angela Merkel? Geht sie womöglich in eine Regierung und verlässt diese in zwei Jahren mit Getöse? Oder ziehen die Genossen doch noch die Reißleine? SPD-Chef Martin Schulz ist angeschlagen wie ein Boxer in der zehnten Runde. Er hat nach seinem Schlingerkurs ein Glaubwürdigkeitsproblem. Die vorschnelle Festlegung auf den Gang in die Opposition am Wahlsonntag war ein strategischer Fehler. Es verwundert nicht, dass die Basis die Kehrtwende von der Kehrtwende nicht mehr mitmachen will. Das wurde auch im rheinland-pfälzischen Parteirat am Mittwochabend deutlich. Nach allem, was man hört, ist die Stimmung bei den "einfachen" Mitgliedern eindeutig - gegen eine GroKo. Es sind die Hauptamtlichen, die größere Offenheit für Koalitionsverhandlungen zeigen. Schulz ist ein Auslaufmodell, und auch wenn Malu Dreyer das partout nicht will, könnte die Debatte um eine Nachfolge auf sie zulaufen. Dreyer selbst hat mit widersprüchlichen Äußerungen zur großen Koalition an den vergangenen Tagen nur eine bedingt gute Figur abgegeben. Man möchte dieser Tage nicht in der Haut der Genossen stecken.
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